Symmetrie ist sowohl ein mathematisches als auch ein ästhetisches Konzept.

Sie kommt in der gesamten Natur vor. Symmetrien finden sich in vielfältiger Weise von Kristallen bis zu Pflanzen und Tieren. Auch der Mensch fühlt sich zu symmetrischen Formen hingezogen.

Perfekte geometrische Symmetrie aber ist gleichbleibend und vorhersagbar. Wenn wir mit Zirkel und Lineal die Formen der Natur nachkonstruieren, werden wir Abweichungen feststellen. Auf eine Weise scheint die Natur mit der Symmetrie zu spielen, sie anzudeuten, sich dann aber doch dagegen zu entscheiden und dem Perfekten einen individuellen Ausdruck zu geben. Dieses Phänomen wird als „spontane Symmetriebrechung“ bezeichnet.

Unvollkommenes vollkommen denken

Die meisten Menschen lieben es, eine unvollkommene oder unvollständige Form oder Struktur im Geiste zu vervollkommnen. Dies ist ein kreativer Akt und gibt ein befriedigendes Gefühl des Schöpfertums. Im Umgang mit Farben kennt man das Phänomen des inneren Herstellens der Perfektion als Sukzessivkontrast. (Wird eine Farbe zu lange betrachtet, projiziert das Auge automatisch die Komplementär-Farbe auf die Netzhaut.)

Bei diesem Prozess gibt es einen individuell schwankenden Spielraum zwischen zu offensichtlichen und zu komplexen optischen „Aufgaben“. Diesen Spielraum lotet der Gestalter mit Blick auf die Zielgruppe aus. Das wichtigste „Werkzeug“, dessen er sich dabei bedient, ist seine Intuition, genau wie ja auch der Betrachter das Werk mit seinem „Bauchgefühl“ beurteilen wird und entscheidet, was er hineindeutet. Dabei spielen sein sozialer und kultureller Hintergrund eine große Rolle.

Auch wenn der Designer intuitiv entwirft, ist ein gutes Wissen der allgemeinen Gestaltungsgesetze nicht schädlich. Dabei spielt meiner Meinung die Symbolik von Zeichen und Farben eine große Bedeutung. Damit meine ich sowohl moderne Zeichen als auch archaische und archetypische Symbole.

Interessant finde ich immer wieder, dass man bei der Interpretation vieler alter und moderner Werke auf eine tief logische Ästhetik stößt, deren sich der Künstler im Moment des Schaffens möglicherweise gar nicht „bewusst“ war.

Das Apple Logo – Komplett durchdacht oder Zufallstreffer?

Das erste Apple-Logo war eine Art Kupferstich, der Isaac Newton unter einem Apfelbaum sitzend zeigt, eine Anspielung auf die Entdeckung der Schwerkraft. Es stellte sich bald heraus, dass sich dieses Gemälde nur schlecht auf Broschüren drucken ließ, und so wurde es wieder verworfen.
Das heute bekannte Logo, der Apfel mit Biss wurde von Rob Janoff entworfen. Dieses Design bietet ein subtiles Wortspiel: „beißen“ heißt im Englischen „to bite“, was wiederum klingt wie Byte. Ein bisschen anders klingt die Sache aus dem Mund des Designers selbst:

Die Basis bilden die drei Primärfarben Blau, Gelb und Rot. Eine Sekundärfarbe erhält man, wenn man zwei Primärfarben mischt. Aus Blau und Gelb entsteht Grün, Blau und Rot ergeben Violett und wenn man Gelb mit Rot mischt, bekommt man Orange. Die drei Sekundärfarben erweitern Ittens Farbkreis auf insgesamt sechs Farben.

»I was going for the silhouette of an apple, but to make it look more like an apple and not some other round fruit, I did what one does with an apple, I took a bite out of it.«

Rob Janoff

Und der tiefgründige Bezug zu Newton, der Physik und der Kreativität? Von Steve Jobs selbst gibt es zur Benennung der Firma folgendes Zitat:

»Ich war tatsächlich zu dieser Zeit Vegetarier. Ich aß nur Obst. Jetzt bin ich ein Mülleimer wie jeder andere auch. Und wir waren drei Monate im Verzug, einen erfundenen Firmennamen anzumelden, so dass ich drohte, die Firma Apple zu nennen, wenn nicht bis fünf Uhr an diesem Tag jemand einen interessanten Namen vorschlagen sollte. Ich hoffte, die Kreativität der Leute anzuregen, aber sie blieb stecken. Und deshalb heißen wir Apple.«

Steve Jobs

Intuitive Menschen müssen nicht alles was sie tun in die Tiefe verstehen. Das übernehmen andere gerne für sie. Und so wundert sich so mancher Künstler über die interessanten Auslegungen seiner Werke durch begabte Kunsthistoriker oder -kritiker.


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